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Neukunden gewinnen, Menschen überzeugen, erfolgreich sein. Der Erfolgs-Blog von Stefan Gössler. Ideen rund um die Erfolgsprinzipien. Von Führung und Selbstführung, Verkauf und Kommunikation, Netzwerken und Teamentwicklung. Wirksprache, die Kunden überzeugt.

Führungskräfte scheitern - weil sie diese 4 Fragen nicht kennen

Letztens habe ich meiner Frau beim Kochen zugeschaut – das passiert nicht alle Tage, denn ich koche leidenschaftlich gerne und lasse sie nur selten in die Küche. Diesmal habe ich echt was gelernt: Sie hat hergerichtet – gemeinsam mit unserer 8jährigen Tochter. Sie hat Gemüse gewaschen und zurecht gelegt, das Schneidbrett herausgeräumt und dann… dann hat meine Frau unserer 8jährigen Tochter das scharfe Messer in die Hand gedrückt und die Kleine schneiden lassen. Ich bekam die Krise. Die Kleine. Das Mädchen … mit Messer in der Hand… und nichts ging schief.

Bei mir darf niemand in die Küche. Wenn ich koche, bin ich der Chef. Das ist etwas stressig aber hallo! Ich koche! Nur zu Weihnacht, da wäre es nett gewesen, wenn mir wer geholfen hätte. Für 14 Personen zu kochen, davon 3 Vegetarier, 2 Veganer und 4 für die jede Mahlzeit eine rituelle Tierbestattung ist. Das war schon stressig. Aber niemals hätte ich meine Tochter eingeteilt. Warum eigentlich nicht?

Weil ich es ihr nicht zutraue. Und warum lässt meine Frau unsere Tochter mit scharfen Messern hantieren? Weil sie die Kleine nach und nach an den Umgang in der Küche herangeführt hat. So wie sie die Kleine mit viel Geduld an das Lesen, Rechnen und vieles andere herangeführt hat.

Ich habe da viel über Erfolg gelernt. Denn ein erfolgreiches Leben ist ja kein Egotrip. Ich, Ich, Ich und dann niemand. Erfolg hat man, wenn man wächst und die anderen, rund um uns herum, ja die wachsen mit. Wie läuft das aber oft ab? Wir geben jemandem eine Aufgabe und er macht sie… naja… zur Hälfte gut. Den Rest arbeiten wir dann nach. Da hätten wir es dann gleich selbst machen können. Und zwei Tage später machen wir es dann auch selbst.

Bei herausfordernden Aufgaben wird das noch deutlicher. Da übergeben wir eine Aufgabe an jemand anderen und nach kurzer Zeit müssen wir erkennen: der ist der Aufgabe nicht gewachsen. Der kommt wieder und wieder zu uns, kennt sich nicht aus, kommt nicht zurecht und … wir übernehmen. Das ist eine tolle Strategie. Irgendwann haben wir dann unseren Job und den von zwei anderen obendrauf. Die gehen um 16 Uhr nach Hause – weil sie ab 15 Uhr ohnedies nur noch facebook-likes verteilten und wir… wir sitzen unsere 70, 80 Stunden und mehr im Job ab. Das ist eine intelligente Strategie. Nicht?

Ja, wer wichtig ist soll nicht jammern. Und wer... 

...148.000 Mails checken muss, der muss wichtig sein. Willst Du wichtig sein? Also ich will wichtig sein. Und ich bin wichtig! Ich bin das Wichtigste in meinem Leben! Aber ich bin draufgekommen, im Leben meiner Tochter bin ich auch wichtig. Ohne 148.000 Mails. Einfach so. Nur bin ich nie da, weil ich ja die verdammten 148.000 Mails checken muss. Irgendwann wird sie sich das abgewöhnt haben, da bin ich dann nicht mehr wichtig. Das fühlt sich jetzt aber irgendwie auch nicht gut an. Geht Dir auch so, oder? Egal ob es die Tochter, der Sport, die Freunde sind…

Das muss doch klüger gehen. Und das geht klüger. Daher schauen wir uns heute mal an, wie meine Frau unserer Tochter das Hantieren mit schweren Waffen beigebracht hat und wie Du Deine Umgebung auf Vordermann bringst.

Als erstes hören wir auf, Themen an uns retour geben zu lassen. Wenn Du Dinge an jemanden übergibst, dann kommt es vor, dass sie oder er nach einiger Zeit zu Dir kommt, weil es zu kompliziert sei. Manchmal kommen die anderen auch so wegen irgendwelcher Fragen zu Dir und Du endest auf einmal mit einem Arbeitsauftrag über 2-3 Stunden in der Tasche. Zusätzlich zum normalen Job natürlich. Da sagt man, dass man Dir den Affen auf die Schulter gesetzt hat. Der Affe ist die Herausforderung, die jemand loswerden wollte. Deswegen kam er zu Dir. Mit dem Affen. Und er ist dann auch wieder gegangen. Der Affe ist geblieben. Auf Deiner Schulter. Dort hat er sich zu all den anderen Affen gesellt, die Dir schon von anderen übergeben wurden. Und dann kannst Du Dich 70, 80 Stunden und mehr um Deinen Zoo kümmern.  Oft nehmen wir den Affen auch gerne an. Weil wir damit das Gefühl bekommen, wichtig zu sein, Einfluss zu haben, mitreden zu können. Tatsächlich aber rackern wir uns ab, während die anderen – befreit von allen Äffchen am Golfplatz abhängen.

Diese Form der Delegation und auch Rückdelegation ist an der Tagesordnung. Da kommt jemand zu Dir und meint: da hätte ich eine Idee, da wäre eine Sache, die Du tun könntest. Und am Ende hast Du einen Arbeitsauftrag. Toll, nicht? Stimmt. Nicht toll. Gar nicht toll. Denn erstens hast Du Arbeit, die nicht Deine sein sollte. Zweitens – und das ist viel tragischer – trainieren die anderen sich an, sämtliche Probleme, die etwas anstrengender sein könnten, an Dich zu übergeben. Damit entsteht ein Klima der Verantwortungslosigkeit, das ist für sich schon schlimm aber schlimmer ist: die anderen können sich nicht weiter entwickeln. Sie können an den Herausforderungen nicht wachsen. Am Ende des Tages ist ja ein Ziel, dass die anderen wachsen, dass sie lernen und idealerweise irgendwann ohne Dich auskommen. Damit Du dann am Golfplatz abhängen kannst. Oder mal auf Urlaub fahren kannst, oder Dich zur Ruhe setzen kannst. Was immer Dein Ziel ist.

Daher ist der erste Schritt, die Übergabe des Affens zu stoppen. Der zweite ist statt seinen Zoo zu komplettieren, den anderen zu coachen, seine Affen selbst zu versorgen. Aber wie geht das? Tatsächlich ganz einfach.

Du musst nur ein paar Fragen stellen:

1.       Wo stehst Du gerade?

2.       Was ist das nächste größere Ziel? Und das darüber?

3.       Was wäre ein sinnvoller nächster Schritt?

4.       Was kannst Du machen, um diesen Schritt zu erledigen?

Ich hatte Seminarteilnehmer, die sich diese vier Schritte gerahmt ins Büro hängten. Folgend dem Motto: bevor Du mit mir sprichst, überlege selbst diese 4 Fragen.

Genau das ist das Ziel: neue Mitarbeiter werden mit vielen Themen kommen – und das ist auch OK. Je erfahrener die Mitarbeiter aber auch die Kollegen, Freunde und auch Kinder werden, desto natürlicher werden sie selbst diese 4-Schritt-Strategie anwenden. Und damit sinkt die Zahl der Unterbrechungen, der versuchten Rückdelegationen oder der Guerilla-Arbeitsaufträge , die an Dich herangetragen werden. Die anderen wachsen an den Herausforderungen statt den einfachen Weg zu gehen. Und viel früher als Du es erwartet hast, werden sie viel selbständiger sein, als es ihnen die meisten je zugetraut hätten. Denn tatsächlich sind die Menschen unglaublich lernfähig. Man muss sie nur lassen.

Und jetzt lasse ich meine Tochter mal den Truthahn filetieren. Mal sehen ob das klappt. Wenn nicht, gibt es gebratenen Reis mit geschnetzeltem Geflügel. Schmeckt auch gut.