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Neukunden gewinnen, Menschen überzeugen, erfolgreich sein. Der Erfolgs-Blog von Stefan Gössler. Ideen rund um die Erfolgsprinzipien. Von Führung und Selbstführung, Verkauf und Kommunikation, Netzwerken und Teamentwicklung. Wirksprache, die Kunden überzeugt.

Der Irrtum "positiver Glaubenssatz"

Gestern lese ich in dem hervorragendem Blog von Sue Meßlinger, dass auch „positive Glaubenssätze Dich blockieren können“.

Das hat mich stutzig gemacht. Positive Glaubenssätze? Kann es das geben? Können Glaubenssätze als solche „positiv“ oder „negativ“ sein? Nehmen wir einen Glaubenssatz als Beispiel

Meine Arbeit ist ein Genuss und erfüllt mich

Ich bin überzeugt, dass es gut ist, diesem Satz zuzustimmen – denn das Gegenteil wäre ein Drama. Doch bin ich ebenso überzeugt, dass niemand immer diesem Satz zu 100% zustimmen kann. Eine Ärztin mag ihren Job lieben, sie wird es aber nicht „genießen“, wenn sie einem todkranken Menschen die schlechte, die finale Nachricht überbringt. Wie wäre es, wenn sie sich vor dem Behandlungsraum diesen Glaubenssatz vorsagen würde und dann „genießend“ die Nachricht vom Behandlungsende überbrächte? Ein idiotisches Szenario.

Szenario. Das Stichwort. Genau das ist es: Glaubenssätze sind nicht positiv oder negativ. Sie sind Leuchtfeuer, die mir im Umgang mit einer Situation Orientierung geben.[Statement auf Twitter teilen] Wenn ich auf der Adria nach Norden segle, können mir die Leuchtfeuer weit im Süden zwar ziemlich egal sein, sie können aber dennoch zur Orientierung dienen.

Um echten Erfolg zu haben, bedarf es Flexibilität. Mental. Finanziell. Emotional. Wenn Du für Dich die aktuell passende Orientierung, das passende Leuchtfeuer, auswählen kannst, dann wirst Du vorankommen.

Die beeindruckend umfangreiche Online-Literatur zum Thema „positive“ oder „negative“ Glaubenssätze leitet hier völlig in die Irre und oft ins Verderben. Es gibt keine „guten“ und „bösen“ Glaubenssätze. Es gibt nur jene, die in der einen und andere, die in einer anderen Situation ans Ziel führen.

Glaubenssatz-Dogma

Wenn Du nämlich ein Thema im Leben hinter Dir gelassen hast, dann wird es gut sein, wenn Du die alten Orientierungshilfen auch loslassen kannst. Also die Glaubenssätze von damals aufgibst. 

Genau das ist aber unser Problem: das Loslassen. Das neue Vermessen der Landkarte auf der wir uns bewegen. Denn für eine 18-jährige mag der Glaubenssatz „Ich bin frei von meinen Eltern“ wichtig sein. Er kann ihr Kraft geben, ihren Weg einzuschlagen und auch das Bewusstsein, selbst Verantwortung für ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Was aber wenn das Wort „frei“ nur als Gegensatz zu „gefangen“ oder „abhängig“ verstanden wird? Dann kann einige Jahre später dieselbe Frau als Mutter durch diesen Glaubenssatz daran gehindert werden, in Zusammenarbeit mit ihren Eltern die Erziehung ihrer Kinder zu gestalten. Unter dem ehemals erfolgreichen Glaubenssatz leiden dann gleich drei Generationen. Ein weiteres Beispiel, wie der in Jugendtagen zielführende Glaubenssatz "Wenn Du was machst, mach es richtig" erfolgreiche Menschen blockiert, findest Du in diesem Blogartikel.

Wer von "guten" Glaubenssätzen überzeugt ist, wird sie nur schwer aufgeben. Warum sollte, was einmal gut war, jetzt schlecht sein? Triff eine neue Unterscheidung - nicht in gut oder böse, in positiv oder negativ sondern in "aktuell wirksam" und "aktuell weniger wirksam". Damit baust Du bereits von Anfang an einen Schutz gegen die Dogmatisierung ein.

Die wahre Kunst zum erfolgreichen, glücklichen Leben, ist seine Landkarte immer wieder neu zu vermessen, die passenden Leuchtfeuer und damit seinen Kurs neu zu setzen. Gelingt uns das, können wir uns im Job neu erfinden und auch unsere Beziehung neu starten. Ich bin jetzt 19 Jahre verheiratet und wir haben unsere Beziehung so oft neu orientiert. Denn was für Studenten gut war, war für junge Berufstätige Unsinn und für Eltern gelten dann ja ganz andere Spielregeln.