Ich muss heute mal etwas gestehen: ich liebe Rosin. Den Koch, oder besser: seine Sendung. Da verlässt der Sternekoch seinen Kochtempel und betritt Lokale, bei deren Anblick ich bereits eine Magenverstimmung bekomme. Die verzweifelten - meist ungelernten - Gastronomen, die er dann berät, können einem fast nur leid tun. Nicht weil er sie berät - das macht er gut. Sondern weil die oft so gar keine Ahnung von den grundlegendsten Themen der Unternehmensführung haben. Klare Abläufe? Fehlanzeige. Eindeutige Verantwortlichkeiten? Vergiss es! Qualitätskontrolle? Nur für Weicheier.
Letztens kam eine Wirtin zu Wort, die erkannte das Ausmaß ihres Scheiterns und stellte fest: "Und ich hab doch so fest daran geglaubt." Sie wird die nächsten Jahre ihre Schulden abstottern, weil "glauben" ist eben nicht genug.
Und heute lese ich wieder in einem Diskussionsforum: "Du musst einfach fest an Dich und Deine Preise glauben, dann wird das schon." Glauben. Reicht das? Reicht es, an seinen Erfolg zu glauben und damit dann natürlich zu hoffen, dass der auch irgendwann eintritt? Letztens hatte ich eine echt harte Preisverhandlung mit einem Verkaufsleiter. Er glaubte felsenfest, dass mein Preis gesenkt werden muss. Da wird eine Preisverhandlung bald zum Glaubenskrieg.
Hätte ich diesen Glaubenskrieg verloren, was wäre meine Vorbereitung für die nächste Verhandlungsrunde gewesen? Fester glauben? Mehr glauben? Jeden Morgen 35 Erfolgs-Affirmationen aufsagen? Können solche Erfolgs-Exerzitien zielführend sein?